Levin Stettler Brogli erklärt: «Ich bin ein Fan von Fastenwähen», in der Neuen Fricktaler Zeitung. Doch mittlerweile scheint ausschliesslich Fried Chicken auf dem Speiseplan zu stehen: ganze Vitrinen füllt Stettler mit gruseligen Fabelwesen aus Hühnerknochen. Galt lange Zeit das Narrativ einer sich linear entwickelnden Moderne mit steigendem Wirtschaftswachstum und rationalem Lebensstil, sind wir uns heute bewusst, dass archaische Ideen und Geisterglaube immer noch Teil unserer Gesellschaft sind. Die Arbeit «Ancient Fears» setzt genau hier an: Stettler serviert Totem- und Voodoo-ähnliche Knochenmännchen in Fast-Food-Verpackungen und kredenzt dazu allerlei Zaubertränke in gewundenen Glasfläschchen. Aus Sicht der Jury wirkt dieses Spiel mit den latenten Urängsten des modernen Menschen intensiv und prägnant, so dass sie Stettler mit einem Werkbeitrag in Höhe von CHF 30’000 fördert. Christian Saehrendt
Levin Stettler Brogli (*2000) hat eine klare Affinität zur britischen Kunst. Ihn interessieren Aspekte wie Raubkunst und Artefakte. In London möchte er in ethnologischen, historischen und anatomischen Museen dem Thema der Kolonialgeschichte nachgehen. Dabei sollen westliche Mystifizierungen ein zentrales Element der ästhetischen Erkenntnissuche sein. Die gesammelten Inspirationen möchte der Künstler in sein künstlerisches Schaffen einfliessen lassen. Der Fachausschuss anerkennt dieses Vorhaben und bestärkt Levin Stettler mit einem Atelieraufenthalt in London. Paolo Bianchi
LEVIN STETTLER BROGLI, *2000, Rheinfelden, Werkbeitrag, CHF 30’000 – und zudem Atelier, 6 Monate, CHF 18’000. www.instagram.com/levinstettlerbrogli/
Visuals: Porträtbild © Schahed Javanbahksh, Werkbild The 48 Laws of Everlasting Longing, 2024 © Aldo Brandenberg, Werkbild Power Stew, 2024 © Aldo Brandenberg, Werkbild Ancient Fears © Timo Ullmann