In Simon Froehlings neuem Romanprojekt ist die «Nacht aller Dinge» die Nacht, in dem ein Attentat auf einen queeren Club verübt wird, bei dem mehrere Menschen ums Leben kommen. Aus drei verschiedenen Perspektiven — der Perspektive des Elternteils eines Opfers, einer queeren Staatspolizistin, die an der Ermittlung beteiligt ist, und der Perspektive des Vaters des Täters — erzählt Froehling von diesem Attentat, von dem es nicht die eine Wahrheit gibt. Über die dreifache Erzählperspektive löst Fröhling das queerfeindliche Attentat aus seiner Sinnlosigkeit heraus, beschreibt nicht nur die Folgen dieser Gewalt, die Betroffenheit der Hinterbliebenen und die (erneuerte) Angst queerer Menschen vor offener Diskrimination und Gewalt, sondern ergründet über die Innensicht der Figuren auf eindringliche Weise auch die Ursachen dieser Aggression, unter der sich politische Gesinnungen und psychologische Überzeugungen auf gefährliche Weise überkreuzen. Die Wahrheit, so scheint uns Froehling mehr über die Form als über den Inhalt des Erzählens nahezulegen, liegt eben nicht in der einen wahren Perspektive, sondern in den Gräben und Klüften zwischen den Wahrheiten der Einzelnen. Dieser wichtige gesellschaftliche Beitrag von Froehling wird vom Aargauer Kuratorium ausgezeichnet. Salomé Meier

 

SIMON FROEHLING, *1978, Zürich, Werkbeitrag, CHF 30’000. simonfroehling.ch

Visuals: Porträtbilder © Dieter Kubli, Buchcover Dürst und Nacht aller Dinge © Bilderverlag, Buchcover Dürrst © Diogenes