Stefanie Knobel grimassiert heftig, als ob sie ein zähes Kaugummi durchzuarbeiten hat. Was ist mit ihr los, fragt sich das Kunstpublikum irritiert. Knobel nutzt Live-Performances und Videos, um pointierte Gesten und choreografierte Bewegungen in Szene zu setzen. Seit einigen Jahren bildet der Rohstoff Baumwolle den Dreh- und Angelpunkt ihrer künstlerischen Recherchen. In ihrer aktuellen Arbeit blickt sie sowohl in den Kanton Aargau, wo bis in die 1970er Jahre viele Menschen in der Textilindustrie tätig waren, als auch nach Indien und Pakistan. Dort befinden sich nicht nur wichtige Standorte der Textilindustrie, sondern dort lebt auch eine seltene blinde Delphin-Art, deren Kommunikationsweise via Zungenbein Knobel in jener seltsamen Bewegung darzustellen versucht. «Scores für einen Ganges Flussdelfin und eine Textilarbeiter*in» (2024): Die Jury honoriert die anspruchsvolle Performance, die das Publikum in Kombination mit einer Klangkomposition und Live-Zeichenkunst geniessen darf, mit CHF 10’000. Christian Saehrendt

 

STEFANIE KNOBEL, *1983, Zürich, Förderbeitrag, CHF 10’000. stefanieknobel.com

Visuals: Ausstellungsansicht, Foto © Stefanie Knobel, Performance Videostills Scores für einen Ganges Flussdelfin und eine Textilarbeiter*in, Bilder © Jessica Huber, Skizzen Score, Bild © Stefanie Knobel